Mittwoch, 15. Februar 2006

Organspende

Anlässlich der aktuellen 5-teiligen Doku auf Arte "Hoffen zwischen Tod und Leben", möchte ich mal in die Bloggerrunde fragen:
wie steht ihr zum Thema Organspenden resp. -empfangen?

Ich bin ziemlich gespalten, wenn ich ehrlich bin. Meine rein medizinisch rationale Gehirnhälfte sagt: "natürlich ! Auf jeden Fall, denn wenn ich tot bin, brauche ich ja meine Organe nicht mehr. Und eines Anderen Leben verlängert sich vielleicht um einige Jahre."
Und hier hört mein rein medizinisch rationales Denken auch schon wieder auf.

Denn ...
in Wahrheit bin ich, wenn meine Organe entnommen werden, noch nicht tot. Beziehungsweise werde ich künstlich am Leben erhalten, damit auch meine gewünschten Organe "am Leben" bleiben. Das heißt: ich werde bei "lebendigem Leib" von meinen Organen getrennt ...

Wenn ich den Gedanken weiter denke, muss ich zur Kenntnis nehmen, dass in Folge ein Teil von "mir" - denn auch die Gewebestruktur meiner Organe bin, energetisch gesehen, "ich" - in einem fremden Organismus lebt. Und wer ein wenig Einblick in die TCM hat weiß, Organe sind nicht einfach Organe, sondern Systeme.

Keine einfache Entscheidung, und dennoch sollten wir sie treffen. Denn unseren Angehörigen diese Entscheidung zu überlassen, ist meiner Meinung nach nicht zumutbar.

Wie denkt ihr darüber?
ibinsschowieda - 2006/02/15 23:19

Ich hab auch dort aufgehört zu denken, wo dein medizinisch rationales Denken aufhört. Alles, was du danach geschrieben hast, hatte ich bisher nicht bedacht.
Im Zweifelsfalle dagegen - in diesem Fall also . . .

isisi - 2006/02/16 00:25

eigentlich bin ich klar dafür. aber ich habe irgendwie eine irrationale angst davor, lebendig für tot erklärt zu werden, quasi dass ich koma bin aber doch noch wach werden könnte nach jahren.. ich weiß ja das ist quatsch aber.. aaah.. also hoffe ich darauf, dass wenigstens meine nähsten angehörigen im fall des falles rational denken können..

dhama - 2006/02/16 09:05

@isisi

nein, quatsch ist das nicht. Jedoch: Menschen, denen Organe entnommen werden sind bereits einige Zeit Hirntot. Das bedeutet, dass sie nicht mehr aufwachen.... Ist dies nicht der Fall, dürfen keine Organe entnommen werden. "Lebendig" wird der Körper durch Maschinen erhalten, um die Spenderorgane "funktionell" zu erhalten.
m...t (Gast) - 2006/02/16 06:07

ein rational.medizinischen verstand habe ich vergleichsweise nicht. eher einen intuitiv.emotionalen. und der schreit bei so einem thema: neinneinnein.
jedoch - würde ich im bedarfsfalle auch gerne gerettet werden, zunächst. ach ... alles so undurchdrungen bei mir und verschwommen unklar.
schwieriges thema.

dhama - 2006/02/16 09:15

@meerluft

vom ethisch, intuitiv, emotionalen Standpunkt aus betrachtet bin ich sicher, nicht mit einem "fremden" Herzen leben zu wollen. Ich frage mich, wie so oft bei ähnlichen Themen: ist es vertretbar, dass wir Menschen alles machen, nur weil es "technisch" möglich ist?
Zweifelsohne ein sehr heikles Thema das häufig in Grundsatzdisskussionen endet.
Engel-der-Liebe (Gast) - 2006/02/16 09:07

Ein sehr brisantes Thema. Ich bin ein sehr emotionaler Mensch, habe mich aber trotzdem dafür entschieden. Trage den Organspendeausweis schon lange mit mir mit. Ich für mich bin der Meinung, ich lebe mit meinem Köper (der für mich eine Hülle ist) jetzt und hier- meine Seele wird weiterleben, egal was mit meinem Körper passiert.
Als Mutter wäre ich auch durchaus bereit, Organe meiner Tochter zu spenden, sollte ihr etwas zu stossen, solange sie selbst keine Entscheidung dazu getroffen hat. Ich denke an die Kinder, die noch ein wunderbares Leben vor sich haben könnten......

NimueVerdandi - 2006/02/16 09:16

Auch ein guter Gedanke, dass etwas weiterlebt, mein Herz vielleicht in einem anderen Menschen vor Verliebtheit wild schlägt?
Meine Augen doch sehen?
Schön dass ich das Thema heute hier finde, gestern hab ich meiner Familie gesagt, dass ich nicht beerdigt werden möchte, sondern meinen Körper gern der Pathologie zur Verfügung stellen möchte.
Das stieß auf Widerstand.
Ist aber für mich die richtigste Vorstellung.

Silke

dhama - 2006/02/16 09:28

@NimueVerdandi

wenn es für dich die richtige Vorstellung ist, dann ist es auch das richtige ! :-)
Niemand anders kann und darf das entscheiden. Daher bin ich ja auch der Meinung, dass man sich zu "Lebzeiten" klar deklarieren sollte und die Entscheidung nicht den Angehörigen überlassen.
JohanneS (Gast) - 2006/02/18 16:38

Ganz gewiss ein heikles Thema. Wenn man aber bedenkt, dass mancherorts Menschen umgebracht werden, nur um anschließend ihre Organe verkaufen zu können, schätze ich mich wieder glücklich, diese Entscheidung treffen zu *können*...

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